SN, F 2012 87 Min. OmU FSK 12

La Pirogue

Die Piroge
Filmplakat

Regie: Moussa Toure
mit: Souleymane Seye Ndiaye, Malamine Drame, Laïty Fall, Balla Diarra u.a.

Synopsis

Am Rande eines Ringwettkampfs werden die Bedingungen für die Überfahrt mit einer Piroge, eines Bootes, das in Westafrika traditionell zum Küstenfischfang verwendet wird, zu den Kanarischen Inseln verhandelt. Als Kapitän soll Baye Laye angeheuert werden. Er soll die Verantwortung für die 30 Männer übernehmen, die sich auf den Weg nach Europa machen wollen.

Während er zögert, will sein Bruder Abou unbedingt weg, um in Frankreich eine Karriere als Musiker zu beginnen. Schließlich lässt sich Baye Laye überreden, das Kommando zu übernehmen, wenn auch nur, um seinen unerfahrenen jüngeren Bruder vor dem sicheren Tod zu bewahren.

Lansana, der Schlepper, vertröstet schon seit Tagen eine Gruppe von Fulbe, die zunehmend ungeduldig auf die versprochene Abfahrt warten. Nun kommen zehn weitere Männer aus Guinea hinzu, die sich jedoch nur über einen Dolmetscher mit den Fulbe verständigen können und zum Teil noch nie zuvor das Meer gesehen haben. Verstärkt durch einige Männer aus Dakar, ist die Gruppe nun groß genug, um bei gutem Wetter in See zu stechen.

Nur Kapitän Baye Laye weiß, wie gefährlich die Überfahrt wirklich ist. Nicht wenige Pirogen sind von der Strömung in die Weiten des Atlantischen Ozeans getrieben worden und haben ihr Ziel nie erreicht. Schon bald nachdem das Schiff abgelegt hat, macht Lansana einen blinden Passagier ausfindig, Nafi Talla, eine Frau, der es geglückt ist, sich an Bord zu schmuggeln. Für manche der Männer scheint dies ein böses Omen zu sein und Lansana droht damit, sie über Bord zu werfen. Doch Kaba erklärt sich bereit, später für ihre Überfahrt zu zahlen und seine Ration an Essen und Wasser mit ihr zu teilen.

Während einige der jüngeren Männer von einer Karriere als Fußballer oder Musiker träumen, erwarten sich einige der Älteren ein Auskommen auf einer spanischen Gemüseplantage zu finden. Und so nimmt die Piroge ihre Reise auf. Erscheint sie zunächst groß und gut ausgerüstet, ist sie bald nur noch ein winziger Punkt in den Weiten des Ozeans.

Trailer

Kritiken

… Die Stärke dieses Erzählens liegt zweifellos im Perspektivwechsel, den es insbesondere einem westlichen Publikum zumutet. Der Verzicht auf strenge narrative Geschlossenheit insbesondere während der Überfahrt spiegelt nicht nur die um sich greifende Auflösung unter den Flüchtlingen wider, die am Ausgang ihres Unterfangens zu zweifeln beginnen; sie macht insbesondere augenfällig, dass die Kollektivbezeichnung „Afrikaner“ (oder wie weniger opportune Begriffe auch lauten mögen) nicht mehr als eine peinlich-beleidigende Hülse ist, die unser Nichtwissen kaschieren soll. Ähnlich souverän, wie Moussa Touré auf jede politische Auseinandersetzung mit den Gründen für die afrikanische Flucht nach Norden verzichtet, nimmt sich sein Film die Freiheit, jene Menschen näher zu bringen, die sich dabei in Lebensgefahr begeben: ohne sich ein Urteil über sie anzumaßen, dafür aber mit entschiedenem Bekenntnis zu ihrer jeweiligen Individualität.

Film-Dienst 8/2013

… die Geschichte, die Moussa Touré erzählt, ist beides: schmerzhaft individuell – über die einzelnen Männer auf dem Boot – und gleichzeitig unermesslich, da die Erfahrung, die sie schildert, von Millionen von Menschen auf der Welt geteilt wird. Und dafür findet er genau das richtige Maß …

The New York Times

... ein packender Film, fesselnd und spannungsgeladen …

L'Express

Ein Schrei nach Menschlichkeit …

L'Humanité

Preise

Bester französischsprachiger Film
Prix Lumière
de la presse étrangère
2013

Szenenbilder